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Am Beispiel der Strukturen und Zahlen von 2015 wollen wir in diesem Beitrag vorstellen, wie sich die Berliner Verwaltung umstrukturieren lässt. Das Statistische Landesamt liefert dafür die Zahlen der Senatsverwaltungen, Landesbörden und Bezirke.

Da gibt es z.B. eine Tabelle mit den Zahlen zur Personalentwicklung in der Hauptverwaltung (Senatsverwaltungen, Landesämter und -behörden …) und den Bezirken für die Jahre 2015 bis 2021.

Die Sortierung erfolgt über die Haushaltsplan-Nr. (HH-Plan-Nr), auch wenn nicht alle Organisationseinheiten (OrgE) in der Liste eine Nummer haben. Die Zahl in Klammern hinter jeder Einheit entspricht der Personalanzahl als Vollzeitäquivalent im Januar 2015.

02 Verfassungsgerichtshof (6,0)

03 Regierender Bürgermeister (425,1) mit den OrgE 0300 bis 0320, neben der Senatskanzlei (194,0) die OrgE für Kultur (231,1)

05 Inneres und Sport (27.666,9) mit den OrgE 0500 bis 0588, neben der Senatsverwaltung Inneres (594,0) und Sport (181,8) auch alle Polizeidirektionen (21.298,3), die Feuerwehr (3.888,0) und einige Landesämter (1.804,8)

06 Justiz und Verbraucherschutz (9.682,0) mit den OrgE 0600 bis 0672, neben der Senatsverwaltung (375,0) auch die Anwaltschaften (1.307,0), die Gerichte (4.741,0) sowie die Justizvollzuganstalten (2.670,0)

09 Arbeit, Integration und Frauen (634,0) mit den OrgE 0900 bis 0950, neben der Senatsverwaltung (264,0) die Arbeitsgerichtsbarkeit (229,0) und ein Landesamt (141,0)

10 Bildung, Jugend und Wissenschaft (39.677,0) mit den OrgE 1000 bis 1024, neben der Senatsverwaltung (1.347,0), die Schulen (38.029,0) und weitere Stellen (301,0) . Nicht in den Zahlen enthalten, aber dem Bereich zugeordnet, sind z.B. die Hochschulen (ca. 45.000 Beschäftigte).

11 Gesundheit und Soziales (1.558,0) mit den OrgE 1100 bis 1166, neben der Senatsverwaltung (369,0), das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo, 869,0) und weitere Stellen (320,0). Nicht in den Zahlen enthalten sind z.B. andere Gesundheitsdienste und auch die Krankenhäuser. Ebenso nicht enthalten sind viele karitative Sozialdienste, die z.B. die Kirchen oder andere Träger für die Kommune übernehmen.

12 Stadtentwicklung und Umwelt (2.011,0) mit den OrgE 1200 bis 1291, neben der Senatsverwaltung (1.569,0) weitere Stellen (442,0) wie z.B. die Berliner Forsten, die Verkehrslenkung Berlin, das Fischereiamt oder das Landesdenkmalamt. Hier nicht enthalten sind die Stellen, die für diesen Bereich in den Bezirken arbeiten, wie z.B. die lokale Bauaufsicht, das Tiefbauamt oder auch das Denkmalamt (s.u.).

13 Wirtschaft, Technologie und Forschung (394,0) mit den OrgE 1300 bis 1340, das nur die Senatsverwaltung umfasst. Nicht in den Zahlen enthalten sind z.B. öffentliche Forschungseinrichtungen oder auch Innovationsförderungsstellen.

15 Finanzen (7.728,0) mit den OrgE 1500 bis 1540, neben der Senatsverwaltung (580,0), die Landeshauptkasse (61,0), die Finanzämter (6.497,0) und z.B. der ehemalige zentrale Personalüberhang (590,0 gemäß HH-Plan-Nr 1559)

Bezirksverwaltungen (21.766,0) verteilt über die 12 Bezirke (jeweils ca. 1.800,0).

Auffallend ist, dass nur ein kleiner Teil des Personals der „Verwaltung“ im eigentlichen Wortsinn „Verwalter“ sind (wir wollen diesen Verwalter-Bereich im folgenden „Back Office“ nennen).

Die meisten haben Aufgaben, die man in der freien Wirtschaft heutzutage als „Public Service“ benennen würde, also Aufgaben, die nach außen auf den Kunden gerichtet sind, dem Bürger dienen. Dazu gehören neben dem Personal in den Bürgerämtern das Personal in den Schulen, aber auch die Stellen bei der Polizei, der Feuerwehr oder z.B. auch die in den Finanzämtern.

Die Namen der Senatsverwaltungen und Organisationseinheiten bezeichnen oft nicht mehr genau das, was drinsteckt. Oder wissen Sie, wofür genau eine Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen zuständig ist, wo doch vieles davon eher bei Gesundheit und Soziales vermutet wird? Es sind historisch gewachsene Begriffskombinationen, wo man sich z.B. fragt: Warum ist Sport bei Inneres oder warum ist z.B. der Verbraucherschutz beim Justiz-Ressort angesiedelt worden, obwohl es sich doch nur zu einem kleinen Teil um ein juristisches Thema handelt?

Wir schlagen vor, die Struktur der öffentlichen Verwaltungen und Einrichtungen radial neu zu gliedern  und zwar nach den zentralen gesellschaftlichen Aufgaben: Verbinden, Vernetzen, Beschützen und Leiten.

Jede Organisationseinheit kann genau einer dieser vier Aufgaben zugeordnet werden.

Z.B. gehört von der „06 der „06 Justiz-Teil“ zu Beschützen und  der „06 Verbraucherschutz“-Teil zu Vernetzen.

Von der „05“ gehört der „05 Inneres“-Teil zu Beschützen und der „05-Sport“-Teil zu Verbinden.

Weil wir die Doppelstrukturen zwischen Stadt/Land und Bezirk aufheben wollen, werden die Organisationseinheiten der Bezirke ebenso inhaltlich eingegliedert.

Z.B. gehören die „Ordnungsämter“ bei den Bezirken zur Aufgabe „Beschützen“ und die „Kinder- und Jugendarbeit“ der Bezirke zu „Verbinden“.

Die vier Aufgaben bilden die Grundstruktur.

Aus der Frage: wie lassen sich diese Aufgaben noch genauer benennen und verfeinern?, entstand ein System aus 12 Politikbereichen, die Wahlprogrammen und Koalitionsvereinbarungen auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene als inhaltliche Gliederung dienen.

Für die Neugliederung der Verwaltung nach Aufgaben und Politikbereichen samt Unterscheidung in Back Office und Public Service bedarf es lediglich des politischen Willens zur Neuaufteilung und zur Eingliederung der Bezirksaufgaben.

Die Struktur mit vier Aufgaben und 12 Politikfeldern kann als Uhr betrachtet werden, die auch eine neue, natürliche Nummerierung der OrgE liefern kann.

Gleichzeitig bildet sich ein bunter Farbkreis, der ein einprägsames Bild ergibt und in dem jeder schnell herausfindet, wo eigentlich welche Stelle zu suchen ist.

Für das neue BürgerBerlin werden also ca. 10.000 Beschäftigte im Back Office gesucht (ca. 10 %), die als Amtsträger planend, koordinierend und entscheidend tätig sein werden.

Das sollte ausreichen, wenn man sich die aktuellen Zahlen anschaut und bedenkt, dass mehr Personal nicht unbedingt mehr Service bedeutet, sondern die Effizienz vor allem auch von vereinfachten Abläufen und besserer Technik abhängen wird.

Der größere Teil (ca. 90 %) der „Verwaltung“ wird weiterhin Aufgaben im Public Service übernehmen.

Die alten Organigramme sind kastenförmig und bilden Pyramiden. Das zugrundeliegende Modell ist die Gesellschaft als Maschine, die vom Schaltpult der Macht regiert werden muss.

Die neuen Organigramme der BürgerBerlin-Verwaltung bilden sich aus Kreisformen. Das zugrundeliegende Modell darfür sind Zellstrukturen lebendiger Organismen.

Jede Zelle (z.B. eine OrgE.) wirkt erst einmal nur für sich.

Jede Zelle ist gleichzeitig aber Teil eines Organs (z.B. OrgE. als Teil eines Politikbereiches).

Jedes Organ der Verwaltung übernimmt wie die verschiedene Organe im menschlichen Körper unterschiedliche Aufgaben (beim Verbinden z.B. Soziales, Bildung oder Wissenschaft) und Funktionen (meist sowohl Back Office mehr nach innen und Public Service mehr nach außen).

Zusammen ergeben die Organe einen Organismus (z.B. die OrgE der Berliner Verwaltung gleichen in diesem Sinne einem einzelnen Menschen).

Dieser Organismus wiederum ist Teil von noch größeren Lebenszusammenhängen (politisch z.B. Land, Bund, EU, UNO), so wie ein Mensch Teil einer Gruppe, Teil einer Gesellschaft, Teil der Umwelt und Natur ist.

Diese Modell ist auf Entwicklung und Veränderung ausgelegt. Dieses Modell macht es möglich, den Organismus Verwaltung zusammen zu denken mit den Organismen der Bürgergesellschaft. Im hierarchischen Kastendiagramm wirkt der Bürger schnell wie ein Bittsteller, der nicht ins System passst. Kreisförmige organischen Modelle der Verwaltung laden zur Kooperation und Partizipation geradezu ein.

BürgerBerlin ist nicht eckig sondern rund.

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