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Wenn die aktuelle Politik und Verwaltung in Berlin ein strukturelles Problem hat, dann reicht mehr Personal und eine Umgruppierung von Referaten und Zuständigkeiten alleine nicht aus.

Warum sehen die Organigramme der heutigen Verwaltung noch aus wie vor 1.000 Jahren, hierarchisch wie die katholische Kirche und eckig wie ein Stabilo-Baukasten?

Wenn alte, überkommene Strukturen nicht mehr zur „wachsenden“ Stadt und den Bedürfnissen einer „lebendigen, weltweit vernetzen Bürgerschaft“ passen, braucht es ein neues Modell für die Verwaltung. Wir brauchen ein neues Bild.

Viele sehen unsere Gesellschaft als mechanisches Uhrwerk, den Menschen darin als Maschine und Politik und Verwaltung als Macht-Apparat. Damit lässt sich vieles erklären. Aber dieses Bild rührt noch aus der Zeit der Industrialisierung vor über 100 Jahren, als die Maschinen die Welt eroberten.

Die Digitalisierung weiter Lebensbereiche verbunden mit der jeden Moment online erlebbaren weltweiten Vernetzung lässt dieses Maschinenbild alt aussehen. Wir denken heute mehr in neuronalen Netzen und verstehen unser Fühlen, Denken und Handeln als Abbild lebendiger Zellstrukturen.

Als Menschen sind wir Teil der Natur. Die Natur kennt Farben und Formen. Für die Farben gibt es z.B. Farbkreise als Modell, u.a. den nach Isaac Newton oder nach Johannes Itten. Diese natürlichen Farbkreise haben uns angeregt für die neue 12-gliedrige Farbstruktur der BürgerBerlin-Verwaltung.

Die Formen in der Natur bilden vielgestaltige Strukturen. Vielleicht helfen uns Farben und Blumen beim Entwerfen und Verfeinern einer neuen Verwaltungsstruktur weiter.

Wenn wir uns die Verwaltung als Abbild der Gesellschaft, die ein lebendiger Organismus ist, vorstellen, dann sollte die Grundstruktur eher rund und nicht eckig gewählt werden, weniger starr, flexibler, weniger hemmend, mehr atmend, sich den Veränderungen stetig anpassend.

Wenn wir uns die neue BürgerVerwaltung als Organismus vorstellen, hilft vielleicht auch die Frage: Welcher Teil der Verwaltung entspricht eigentlich welchem menschlichen Organ?

Manch einer würde sagen: die Sicherheit ist mehr Faust als Arm oder Schulter. Ob die Mitarbeiter in den Ordnungs- und Aufsichtsämtern glücklich damit sind, dass ihre Aufgaben in diesem Bild im Magen-/Darmtrakt angesiedelt sind? Jedes Organ im menschlichen Körper hat eine wichtige Funktion. Genauso sollte sich die BürgerBerlin-Verwaltung nur Organisationseinheiten leisten, die im täglichen Leben Sinn ergeben.

Wenn wir bei der Betrachtung von Gesellschaft und Verwaltung das Zusammenspiel in den Mittelpunkt stellen, hilft vielleicht das Bild vom Team.

Ist Bildung und Wissenschaft im Mittelfeld gut aufgestellt? Wann tut es gut, die Wirtschaft als Mittelstürmer aufzustellen, der zu oft zu schnell ins Abseits läuft?

 

Dieses Bild macht deutlich: Jedes gute Spiel braucht klare Regeln und eine perfekte Aufteilung der festgelegten Funktionen. Aber die Besetzung der Positionen sollte in jedem Spiel neu bedacht werden.

Übertragen auf die Verwaltung kann das heißen: Mit festen Posten- und Stellenbeschreibungen kann man kein Spiel gewinnen. Die Profilierung oder Opferung Einzelner hat im modernen Fußball nichts mehr zu suchen. Rollen im Team können von Spiel zu Spiel neu besetzt werden. Jeder Spieler tut mehr für das Team, wenn er selbstbestimmt Aufgaben übernehmen kann. Dann wird daraus ein attraktives, spannendes Match.

Politik und Verwaltung ist nicht Spiel. In vielen Angelegenheiten geht es ja gerade um Recht, Ordnung und Sicherheit, es geht aber auch um Chancengleichheit in der Bildung, um Zukunftsperspektiven durch Wissenschaft und Forschung und um das große Spiel der Ökonomie.

Die 12 BürgerBerlin-Verwaltungseinheiten als Farbkreis und Uhr bilden 4 Themengruppen: Verbinden (Soziales, Bildung, Wissenschaft), Vernetzen (Bau & Umwelt, Wirtschaft, Netzdienste), Beschützen (Ordnung, Justiz, Sicherheit) und Leiten (Direktorium, Finanzen, Kultur).

Der 12-Kreis kann die Grundstruktur für die neue Verwaltung ergeben. Wie ein lebendiger Organismus wird diese Struktur im Laufe der Zeit mal an der einen Stelle mehr Muskeln bekommen und mal an der anderen Stelle mehr Fett ansetzen.
Diese Struktur kann das Bild der zentralen Hauptverwaltung abgeben. Das Bild lässt sich aber leicht auch so erweitern, dass daraus ein Netz einer lebendigen Verwaltung für ganz Berlin wird, die Projekte und Ansprechpartner in allen Ortsteilen hat.

Die Lebendigkeit des Systems sollte Teil der Struktur sein.

Sie sollte nicht mehr nur alle 5 Jahre von oben nach unten, meist ohne nachhaltige Wirkung, wiederbelebt werden.

Nach jeder Wahl werden je nach Proporz und vermeintlicher Wichtigkeit einzelner Personen nicht nur die politischen Posten verteilt, sondern Verwaltungseinheiten neu zugeschnitten. Nach der Wahl kann deshalb die Arbeit in vielen Verwaltungseinheiten erst ein Jahr später richtig beginnen, und sie endet bereits ein Jahr vor der nächsten Wahl, denn man weiß ja nicht, bei wem man bald landet und ob der oder diejenige alles ganz anders haben will.

Die Bürger wollen eine durchgängig funktionierende Verwaltung, Die politischen Posten (Staatssekretäre, Senatoren) sollen nach jeder Wahl neu besetzt werden, gerne auch in wechselnden oder auch mal geteilten Leitungsfunktionen. Die politische Leitung sollte mehr als Aufsichtsrat oder Vorstand agieren. Die Leitung der Verwaltungseinheiten dagegen sollte doch lieber bei parteipolitisch neutralen Mitarbeiter/innen bleiben.

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