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Auf Reisen sagt der Berliner auf die Frage, wo kommst du her: Ick bin ein Berliner. Zu Hause sagt man aber eher: Dit ist mein Kiez. Mein Ortsteil bietet Identifikation. Aber keiner identifiziert sich mit dem Bezirk.

Die Bezirke sind künstliche Verwaltungseinheiten. Viele Entscheidungen dauern in Berlin auch deswegen so lange, weil sich Berlin mit den Bezirken eine Doppelstruktur leistet.

In den Doppelstrukturen durchlaufen Anfragen und Akten lange, komplizierte Verwaltungswege: eine Runde im Bezirk, dann eine 2. Runde in der Senatsverwaltung und dann, wenn alles gut geht, eine Abstimmungsrunde für die Entscheidung. Wenn es nicht gut geht, dann kreist die Akte solange weiter zwischen den Ebenen, bis der Sachverhalt sich so verändert hat, dass man die Akte ohne Ergebnis schließt oder eine neue Akte daraus wird.

Ein Grundgedanke der neuen BürgerBerlin-Verwaltung ist: für eine Frage gibt es genau eine Stelle, die zuständig ist und sich um ein Anliegen kümmert. Das widerspricht einem Festhalten an der Doppelstruktur.

Daher wollen wir in einer ersten Annäherung die aktuellen Bezirksaufgaben neu ordnen.

Wir wählen als Beispielbezirk Steglitz-Zehlendorf (Stand Ende 2015 ca. 300.000 Einwohner) mit den Ortsteilen Steglitz (73.000), Lichterfelde (83.000), Lankwitz (42.000), Zehlendorf (60.000), Dahlem (16.000), Nikolassee (16.000) und Wannsee (10.000).

Laut Haushaltsplan 2016/2017 gibt es 1.676 Stellen in der Bezirksverwaltung von Steglitz-Zehlendorf. Es gibt 12 Bezirke in Berlin. Zusammen ergibt das ca. 22.000 Stellen in den Bezirksverwaltungen Berlins.

Die Stellenverteilung in der aktuellen Verwaltungsstruktur als Diagramm sieht dann so aus.

Im neuen BürgerBerlin ordnen wir die Organisationseinheiten nach Aufgaben.

Nimmt man die aktuell noch benutzten Amtstitel. dann ergibt sich etwa folgende Zuordnung.

Aufgefächert in die 12 Politikbereiche  wird daraus folgendes Bild.

Schaut man sich die aktuellen Personalzahlen in der neuen Ordnung an, dann sieht das so aus.

Die 0 bei Finanzen, Wissenschaft, Justiz und Sicherheit erkärt sich so: Diese Bereiche sind klassischerweise Länderaufgabe. Daher wird dafür im Bezirk kein Personal vorgehalten.

Die beiden größten Blöcke bilden Soziales und Bildung. Wobei zu beachten ist, dass die 606 Stellen für Soziales nicht alles Stellen im Back Office (das Amt) sind. Hinter dieser Zahl verbergen sich z.B. auch Stellen der öffentlichen Kitas u.ä.

270 Stellen für „Politische Administration“: Das ist viel. Es entspricht ca. 16 % aller Stellen im Bezirk. Wie lässt sich das erklären?

Ein Teil dieser Stellen zählt eigentlich nicht zur politischen Administration, weil es sich um Leitungsstellen in den anderen Politikbereichen handelt. Diese von Außen betrachtet „falsche“ Zuordnung rührt aus einem Denken, das mehr der Innensicht folgt (Leitung als Posten ist wichtiger als Leitung von etwas. Bei der interen Stellenplanung wird  verständlicherweise eher in Gehaltsstufen als in Aufgaben gedacht).

Wie viele von den 270 Stellen „echte“ Leitungsstellen im Bezirk sind, die es nur deshalb gibt, weil Berlin sich die Doppelstruktur der zusätzlichen Bezirksverwaltungen leistet, kann man ohne genauere Analyse nur schätzen.

Klar ist: Bei einer Eingliederung der Bezirke würden mit dem Wegfall der Doppelstruktur zunächst einmal vor allem die Leitungsstellen im Bezirk entfallen.

Nehmen wir an, es gibt pro Bezirk 50, also für Berlin dann aktuell ca. 600 „echte“ Leitungsstellen in den Bezirken. Diese Stellen fallen bei einer Abschaffung der Doppelstruktur weg.

Wichtig ist aber: Das qualifizierte Leitungspersonal muss nicht entlassen werden. Es wird dringend an anderen Stellen gebraucht und wäre dort bestimmt viel wirkungsvoller eingesetzt.